13. Mai 2012

To love a wild thing

Buch | »Fifth Avenue, 5 A.M.« von Sam Wasson (2010)

Nach seiner fulminanten Blake-Edwards-(Werk-)Biographie »A Splurch in the Kisser« (≈ Ein Ding in die Fresse) liefert Sam Wasson das Close-up jenes Filmes, mit dem der Regisseur zur Meisterschaft fand, auch wenn es sich bei diesem Werk, rückblickend, um eines seiner untypischsten handelte; zugleich richtet der Autor den Blick auf die (Star-) Persönlichkeit der Hauptdarstellerin Audrey Hepburn, die sich mit »Breakfast at Tiffany's« aus der fragilen Unantastbarkeit ihres Prinzessinnen-Images herausspielte, das sie zum Schwiegertochterideal der 1950er Jahre hatte erstarren lassen. Wasson rekapituliert, gut informiert und imaginativ, die Entstehung des Romanvorlage von Truman Capote und die Produktionsgeschichte der Adaption, er schreibt, leichtfüßig und erhellend, anhand eines epochalen Films Kultur- und Geschlechterhistorie. »Breakfast at Tiffany's« wird als Wendemarke zwischen den sittlich betonierten Eisenhower-Ära und der Aufbruchstimmung der Kennedy-Jahre faßbar: Erstmals konnte eine unverheiratete Frau auf der Leinwand Sex haben, ohne deswegen vor die Hunde (oder Katzen) zu gehen – ein Novum, das Holly Golightly (und damit die neuerfundene Audrey) zur Ikone der Präfeministinnen werden ließ. Wasson richtet ein Schlaglicht auf die Schriftstellerin Colette, die sowohl in Capotes als auch in Hepburns Leben eine entscheidende Rolle spielte, er erklärt, inwiefern ein schwarzes Kleid erotische Aufgeschlossenheit signalisiert, er malt das anschaulich-facettenreiche Sittenbild einer Gesellschaft im Umbruch, er zeigt, wieviel Zufall, Chuzpe und Frustration nötig sind, um einen romantisch-komödiantischen Klassiker zu schaffen.

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