23. September 2013

Von Gäulen und vom Recht

Kino | »Michael Kohlhaas« von Arnaud des Pallières (2013)

Irgendwo im 16. Jahrhundert: Pferdehändler Michael Kohlhaas verlangt von der Landesherrschaft Genugtuung für zwei böswillig geschundene Rappen und einen mißhandelten Knecht – koste es, was es wolle. Was Arnaud des Pallières will, der Heinrich von Kleists Novelle für die Leinwand adaptierte, liegt dagegen 122 Minuten lang im Dunkeln. Die rauhen Landschaften der Cevennen und des Vercors (die Kleists Brandenburg ersetzen), die einsamen Wälder und Hochebenen Zentralfrankreichs, seine Natursteingehöfte, seine ragenden Burgen, werden dekorativ abgefeiert, Mads Mikkelsen, der statuarisch die Titelrolle verkörpert, wird in jeder Einstellung zum Plakatmotiv stilisiert, doch der zentrale Konflikt von feudaler Rechtshoheit und bürgerlichem Gerechtigkeitsdrang bleibt so nebensächlich wie das Mißverhältnis von erlittener und wutschnaubend verbreiteter Willkür, so unwichtig wie die klaffende Diskrepanz von Rechtschaffenheit und Entsetzlichkeit. Der inhaltlichen Unschärfe entspricht die formale Überforderung: »Michael Kohlhaas«, vom Regisseur selbst wie mit dem Fallbeil geschnitten, wirkt, zumal in den wenigen aktionsgetriebenen Sequenzen, hilflos und unübersichtlich inszeniert, gleicht einem prahlerisch aufgeblasenen Kleinejungentraum vom großen Ritterfilm.

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