25. Juli 2013

Ein Götzenbild

TV | »George« von Joachim A. Lang (2013)

Ob Saft-und-Kraft-Mime Heinrich George (1893-1946), der seine Karriere auf den linken Bühnen der Weimarer Republik fulminant begann, im Theater und Kino des »Dritten Reiches« glanzvoll fortsetzte und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einem sowjetischen Speziallager traurig beendete, tatsächlich ein arglos polternder Ich-will-doch-nur-spielen-Mitläufer war oder ein doppelstrategischer Kompromißler oder ein zwangsweiser Gelegenheitspropagandist des Bösen oder einfach nur ein bedauernswert unkritisches Opfer nationalsozialistischer und stalinistischer Umstände, sei dahingestellt – eine derart bräsige Familienaufstellung, ein so schmierenkomödiantisch-sentimentales Reenactment hat der zwiespältige Volks-, Bauch- und Staatskünstler (»Berlin-Alexanderplatz« … »Jud Süß« … »Kolberg«) gewiß nicht verdient. Götz George (in der Sohn- und Titelrolle) und Joachim A. Lang (Autor und Regisseur) errichten aus Spielszenen, Interviews und Dokumentarmaterial ein tränenfeucht-dröhenendes (Vater-)Denkmal ohne biographische Diagnostik, ohne historische Reflexion, ohne tieferes Erkenntnisinteresse, ein hochpoliert-abgeschliffenes TV-Produkt, das von allen guten Geistern des dokudramatischen Genres (wie es Horst Königstein oder Heinrich Breloer prägten) völlig verlassen ist.

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