22. Januar 2013

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Kino | »Django Unchained« von Quentin Tarantino (2012)

Rache in Überlänge, wie man sie von Quentin Tarantino erwarten darf. Der Schauplatz diesmal: die amerikanischen Südstaaten kurz vor dem Bürgerkrieg. Das ausladende Gewaltmärchen versucht (natürlich) keine ernstgemeinte Beschreibung der Sklavengesellschaft, und der schwarze Titelheld führt die Seinen nicht zur Revolte (geschweige denn zur Revolution). Django ist kein Spartacus, er ist ein Mann, der seine Frau wiederhaben will, ein Kerl mit Knarre(n) und Zielsicherheit, ein Typ ohne Angst vor Blut – auf seiner Agenda steht Vergeltung, nicht Veränderung. Wo »Inglourious Basterds« nebenbei eine faszinierende Gegengeschichte entwirft, träumt »Django Unchained« vor der Kulisse von Knechtschaft und Rassismus lediglich einen spätpubertären Befreiungs(alp)traum, der in seiner flatterigen Dramaturgie viel Raum (und noch mehr Zeit) bietet für Zitate und Plagiate, für geschliffene Dialoge und endloses Geschwätz, für eine Stoneface-Performance (Jamie Foxx) und ungebremste Schmierendarstellungen (DiCaprio als southern psycho, Jackson als minstrel coon, Waltz als good German), für mörderischen Ulk und rohe Brutalität, für kuriose Situationen und den einen oder anderen emotionalen Moment. Manch einer mag dieser collagenhaften Westploitation-Story ein beglücktes »Auf Wiedersehen« nachrufen, ein anderer sagt vielleicht lieber »goodbye«.

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