8. Juni 2017

Standbild (15)

Indien

Innen. Speisesaal eines Palastes. Nacht. Auf dem weißen Marmorboden steht ein Behältnis in der Art eines großen Wäschekorbes mit annähernd ovaler Grundfläche, leicht ausgewölbten Seiten und flachem Deckel. Das Behältnis ist ringsum mit hellem grüngrauen Stoff bezogen, um seine untere Kante zieht sich ein zopfartig geflochtenes strohfarbenes Band. Zwei dünne Lederriemen, welche um die an den Schmalseiten befindlichen Handgriffe geschlungen sind, verschließen den Deckel. Insgesamt fünf Säbel mit goldschimmernden Beschlägen an den schwarzen Griffen und leicht gebogenen silberglänzenden Klingen, in denen sich die Lichter des Saales spiegeln, durchdringen das Behältnis in verschiedenen Richtungen: zwei der Stichwaffen bohren sich vom hinteren Rand des Deckels diagonal zur mittleren Höhe der Vorderseite, zwei weitere stoßen darunter von der mittleren Höhe der Rückseite zur unteren Kante der Vorderseite, der fünfte Säbel durchsticht das Behältnis waagerecht von der linken zur rechten Schmalseite. An der vorderen linken Rundung der geflochtenen Bodenkante sickert aus dem Behältnis eine grellrote Flüssigkeit, die eine tellergroße Lache auf den Marmorfliesen bildet. Es handelt sich um das Blut einer jungen Dienerin, die infolge einer am Hofe des Maharadschas gesponnen Intrige ihr Leben bei einem absichtsvoll mißglückenden Fakirkunststück lassen mußte.

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