3. Dezember 2011

Talk to me!

Kino | »The Artist« von Michel Hazanavicius (2011)

Hollywood, 1927. George Valentin strahlt als blendender Stummfilmstar von der Leinwand. Peppy Miller träumt als attraktive Komparsin von Reichtum und Ruhm. »The Artist« zeigt den langsamen Abstieg des einen und das glitzernde Emporkommen der anderen – bis zum endgültigen Zusammentreffen der Parallelen in der Unendlichkeit der Illusionsmaschine. Dabei sind es nicht nur der Siegeszug des Tons und der Crash der Börse, die den beiden Karrieren ihren gegenläufigen Drive geben – zähnebleckende Eitelkeit und stolze Verbitterung stehen gegen zukunftsfrohe Lebenslust und liebevolle Hilfsbereitschaft. Michel Hazanavicius erzählt seine ergreifend schlichte Rauf-runter-(rauf-)Story – in Schwarzweiß und Academy ratio (!) – mit dem slapstickhaften Witz und der tränenfeuchten Melodramatik des noch nicht ganz klassischen Studiokinos. Der (fast) völlige Verzicht auf Dialoge, das naiv-sensible Spiel mit Geräuschen und Musik, die Verbeugung vor den Matadoren der silver screen – Jean Dujardin spielt eine Mischung aus Douglas Fairbanks und Don Lockwood, Bérénice Bejo erinnert an die junge Joan Crawford – fügen sich zur nostalgischen Eloge an die dynamische Jugendzeit des Kinos; daß ästhetischer Wandel und technische Innovation dennoch nicht dämonisiert werden, macht die große Klasse das Films aus: »Die Dinge müssen sich ändern, um die gleichen zu bleiben.« Diese (bittere) Erkenntnis eines sizilianischen Fürsten könnte auch als (befreiendes) Motto vor »The Artist« stehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen