»Ein Jahr im Museum« wäre vielleicht der bessere Titel für Johannes Holzhausens Blicke hinter die Kulissen des Wiener Kunsthistorischen Museums. Der Film liefert weniger das gültige Porträt einer traditionsreichen Kulturinstitution als vielmehr mannigfaltige Impressionen aus dem betrieblichen Alltag eines komplexen Gebildes, das gleichermaßen ›wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts‹ und glänzendes Aushängeschild der Republik Österreich, labyrinthischer Riesenbau und eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt ist. Holzhausen interessiert sich insbesondere für die Menschen, die das Museum durch ihre Arbeit, ihr Naturell, ihre Sachkenntnis, ihr Engagement, ihre Verbissenheit, ihre Ironie, ihren Frust formen und prägen, er folgt den Mitarbeitern des Besucherdienstes (vulgo: Aufsehern), den Restauratoren, den Kuratoren, den Direktoren durch die Säle, Büros, Flure und Keller des Hauses. Schade vielleicht, daß der Autor seine Sympathien dabei filmisch allzu deutlich verteilt – und sonderbar, daß er seine ruhigen Beobachtungen ausgerechnet mit der Hängung von Brueghels »Turmbau zu Babel« beendet: Das Bild von Hybris und Sprachverwirrung – als Schlußpunkt einer (durchaus affirmativen) Dokumentation über eine Stätte, die der historischen Bewußtseinsbildung und dem Dialog verpflichtet ist – läßt den Betrachter einigermaßen ratlos zurück.
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