Kino | »A Most Wanted Man« von Anton Corbijn (2014)
Nur am Rande erzählt die Adaption des John-le-Carré-Romans von islamistischem Terror und zweifelhafter Philanthropie, von skrupulösen Blutgeld-Bankiers und treuherzigen Menschenrechtlerinnen – es ist letztlich und vor allem das gute alte Double-Triple-Quadruple-Crossing rivalisierender Geheimdienste (und ihrer widerstreitenden Interessen), das Anton Corbijn in ausgewaschenen Farben recht stilvoll inszeniert (auch wenn Herbert Grönemeyers etwas zu aufdringlich pumpernder Score gelegentlich die an Meistern wie Pakula, Pollack oder Zinnemann geschulte Lakonik konterkariert). Hamburg, mit seinen diskreten Backsteinpalästen und abgerockten Rotlichtkaschemmen, liefert die ansprechende Kulisse für das wohlbekannte Spiel, in dem sich vermeintliche Partner als erbarmungslose Kontrahenten erweisen; der Hafen, einst Symbol der Weltoffenheit, erscheint dabei wie ein Umschlagplatz von quälender Ungewißheit und tödlicher Bedrohung. Und Philip Seymour Hoffman, als Chef einer jenseits von Recht und Gesetz operierenden bundesdeutschen Spezialeinheit, fett und teigig, mit Augen, die in Alkohol und Trübsal schwimmen, wirkt wie ein an den schmutzigen Strand des westlichen Sicherheitsdenkens gespülter Wal: lautstark schnaufend, verzweifelt kämpfend, ohne jede Chance unter der längst zerfetzten Fahne der Freiheit.
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