Kino | »Crimson Peak« von Guillermo del Toro (2015)
»Wenn jemand seine Schwester nimmt und ihre Blöße schaut und sie wieder seine Blöße, das ist Blutschande. Die sollen ausgerottet werden vor den Leuten ihres Volks.« 3. Mose 20, 17 … Wie so manch anderer Gruselfilm ist auch »Crimson Peak« in erster Linie ein Melodram. Die knallrote Blutrünstigkeit des Werkes korrespondiert mit der elementaren Zerstörungskraft, die aus der vollkommen entgrenzten Beziehung zwischen den unglücklich Liebenden resultiert. Leider dient die maßlose Leidenschaft nur als Unterfutter eines mit zahlreichen Geistererscheinungen verbrämten halbgaren Thrillerplots, der das erzählerische Potential einer Begegnung von Alter und Neuer Welt gleichfalls weitgehend unberücksichtig läßt. (Einmal mehr steht (adlige) Degeneration gegen (gutbürgerliche) Lebenskraft.) Vielleicht hätte Guillermo del Toro nicht seine ganze gestalterische Energie in die bis zur Karikatur forcierte Ausmalung der viktorianischen Spukkulisse (Bauten: Thomas E. Sanders) und in die Choreographie eines schier endlosen Schlitz– und Stechfinales fließen lassen sollen – dann wäre ihm möglicherweise auch zur dramaturgischen Auflösung des, nun ja, Rätsels etwas mehr eingefallen, als sämtliche Beweismittel hübsch geordnet in einem auf Öffnung wartenden Schrankkoffer zu deponieren.
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