Kino | »Tomorrowland« von Brad Bird (2015)
Früher war alles besser, auch und vor allem die Zukunft. Vor 50, 60 Jahren schien noch alles möglich: Der Blick nach vorne verhieß immerwährenden Fortschritt, nicht unausweichlichen Untergang. Überall sah man den Menschen als Titan, der naturgegebene Grenzen sprengen, der auf der Erde die beste aller Welten schaffen würde. Walt Disney etwa schwärmte von »Our Friend the Atom«, Johannes R. Becher besang eine »allbewegende Kraft: Die Welträtsel zu lösen und gegen den Tod sich zu wehren«. Etwas von diesem systemübergreifenden, optimistischen Zeitgeist sucht »Tomorrowland« in die triste Gegenwart zu retten, in ein Heute, das nur noch Mutlosigkeit und Zynismus zu kennen scheint – frei nach Albert Einsteins Diktum: »Imagination is more important than knowledge.« Es gibt fliegende Züge in diesem Film und hochragende Türme, es gibt unversiegbare Energie und Fahrten durch Raum und Zeit; der Böse heißt Nix, die Guten heißen Walker und Newton; die Zukunft ist ein niedliches (künstliches) Mädchen, das nach eingefleischten Träumern sucht … Daß es eben der Traum von umfassender Machbarkeit, von menschlicher Allmacht war, der zuvor unbekannte Probleme erst heraufbeschwor, blendet Brad Birds (erzählerisch einigermaßen zerfahrenes, formal recht elegantes) Werk geflissentlich aus: Längst erkaltete Hoffnungsfeuer sollen auch unser schwarzes Morgen erleuchten.
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