Kino | »B-Movie« von Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange (2015)
»Ich fühl’ mich gut, ich steh’ auf Berlin!« (Ideal) Mark Reeder, geboren in Manchester, Plattenverkäufer in einem Virgin Store, Gründer einer erfolglosen Punk-Band, verschlägt es Ende der 1970er Jahre nach Westberlin. Fast vier Jahrzehnte später wird der Engländer mit dem scharf gezogenen Scheitel – Flaneur, Künstler, Musikproduzent, Uniformfetischist – zum Cicerone durch die glorreich-kaputte Spätphase der eingemauerten Halbstadt, die wie kein anderer Ort der deutschen Nachkriegsgeschichte für radikales Laissez-faire, für genialen Dilletantismus, für ekstatischen Absturz steht. Reeder, der Insider mit dem Blick des Auswärtigen, führt das staunende Publikum an Lokalitäten mit so klingenden Namen wie »Dschungel«, »Zensor«, »Risiko«, »Mitropa«, »Eisengrau«, »SO36«, ruinös-glamouröse Treffpunkte von Trash-Bohème und Endzeit-Avantgarde, er läßt die (vor allem musikalische) Prominenz der Epoche – Gudrun Gut und Blixa Bargeld, Christiane F. und Jörg Buttgereit, Farin Urlaub und Jim Rakete, Nick Cave und Westbam – Revue passieren, und weil er selbst einiges (vor allem viel Ironie) auf der Pfanne hat, entgeht seine höchstpersönliche Rückschau weitgehend der Peinlichkeit des oberflächlichen Namedropping. »B-Movie« ist eine sehr familiäre, eine ausgesprochen unterhaltsame, eine erfreulich unsentimentale Reise in die Zeit von New Wave bis Techno, ein Trip zurück in eine Stadt, deren Freiheit – schizophrenerweise – ihrer Abgeschlossenheit entsprang.
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