DVD | »Was wären wir ohne uns« von Wolfgang Menge (Drehbuch) und Ulrich Schamoni (Regie) (1979)
»Ein Potpourri in Bild und Ton« nennen die Macher ihre vierteilige Fernsehserie über die Gründungsphase der Bundesrepublik Deutschland. Wie mehrfach betont wird, handelt es sich um eine Rückschau ohne Anspruch auf Vollständigkeit; die jeweils 90minütigen Sendungen präsentieren Stimmungsbilder der Zeit, anekdotisch, ironisch, ein wenig nostalgisch, nicht ganz ohne Nachdenklichkeit. Schauplatz der Revue ist eine Bühne im TV-Studio; man spielt vor Publikum (das sich gelegentlich einmischt). Ein Conferencier (Gerd Vespermann) führt durchs Programm und durch die Jahre von 1950 bis 1953, verbindet die wechselvolle Geschichte einer Normalverbraucher-Figur, des Friseurs Otto F. Baumann (Horst Bollmann), den es nach dem Krieg samt Frau und Tochter (Margret Homeyer und Ute Willing) von Berlin nach Stuttgart verschlagen hat, mit Wochenschauausschnitten, musikalischen Darbietungen eines Orchester und einer Gesangsgruppe sowie szenischen Präsentationen von Konsumprodukten (Ernst H. Hilbich und Evelyn Hamann fungieren als begeisterte Anpreiser der Attraktionen des beginnenden Wirtschaftswunders). Die großen Themen der Zeit – Montanunion und Wehrdebatte, Koreakrieg und 17. Juni – werden schlaglichtartig beleuchtet, im Mittelpunkt stehen die sich wandelnden Lebensumstände der Durchschnittsbürger: von Arbeitslosigkeit und Wohnraumknappheit zu Konsolidierung und Wohlstand. Aus der Perspektive einer Gesellschaft, der die »Grenzen des Wachstums« vor Augen geführt wurden, mag es so erscheinen, »daß diese 50er Jahre doch eigentlich die schönsten waren, die wir erleben durften«. Ob es tatsächlich so ist, stellt der Erzähler der kurzweiligen Geschichtsstunden, bei aller heiteren Besinnlichkeit, diskret zur Diskussion: »Vielleicht ist es sogar so, daß unsere Sorgen von heute erst dadurch entstanden sind, daß wir damals in falsche Richtungen gegangen sind.«
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