Kino | »Dark Shadows« von Tim Burton (2012)
Sicherlich könnte man über »Dark Shadows« mit Fug und Recht
sagen, daß Tim Burton sich einmal mehr wiederhole, daß er einmal mehr den
knorrigen Baum und das verwunschene Haus bemühe, daß Johnny Depp einmal mehr
die Johnny-Depp-spielt-den-Tim-Burton-(Anti-)Helden-Maske trage, man könnte
aber auch sagen, daß der Regisseur einmal mehr die Motive seiner Kunst
durchspiele: existentielle Einsamkeit und Sehnsucht nach Zugehörigkeit,
Unverstandensein und Liebeswahn, ewige Wiederkehr und Hoffnung auf Erlösung,
Grauen und Schutz der Dunkelheit. Der Verzicht auf eine konzise Handlung, die
Reduzierung der Figuren auf plakative Schablonen hätte »Dark Shadows« zu einem
Prachtstück geraten lassen können, wäre Burton über die Klippe der Konsequenz
ins Meer der Abstraktion gesprungen. Da er dies nicht tat, da er seine
vampiristische Familienaufstellung mit Fragmenten von Inhalt, mit Rudimenten
von Psychologie befrachtet, macht sich leise Enttäuschung breit: entweder ist da zu
viel (Aktion, Erklärung, Erzählung) oder zu wenig (freies Spiel, Poesie,
Erleuchtung). Was bleibt, sind eine ganze Reihe von wunderbaren Momenten
(Hippies im Wald, Sex unter Monstren, ein brennender Nachzehrer, Christopher Lee
als greiser Seebär und und und) sowie die beruhigende Feststellung, daß Burton,
auch wenn er stottert, lallt oder nuschelt, immer (noch) in seinem ganz eigenen Idiom,
immer (noch) in der ersten Person spricht.
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